Jubiläumskonzert zum 20-jährigen Bestehen des Frauenchores unter Mitwirkung des Frauenchores der Musikhochschule Kiew
Chorgesang voller Herz und Dynamik
WEINHEIM/0BERFLOCKENBACH. Was für ein Beifall Schon nach den ersten Chorstücken zeigten Bravo-Rufe,
anerkennendes Pfeifen und heftiges Trampeln, dass sich ein begeisterungsfähiges Publikum eingefunden hatte, welches Chorgesang auf höchstem Niveau zu schätzen weiß, Dieses Jubiläumskonzert zum
20-jährigen Bestehen des Frauenchores vom Sängerbund 1889 Oberflockenbach unter Mitwirkung des Frauenchores der Glier- Musikhochschule Kiew war ein großartiges Erlebnis für alle
Zuhörer.
Sängerbundvorsitzender Klaus Dennenmoser hieß die Besucher willkommen. Als Conférencier meisterte er seine Aufgabe mit Bravour. Bereits zum Auftakt präsentierte sich der Oberflockenbacher
Frauenchor unter der Leitung von Musikdirektor Hans-Joachim Karl in bestechender Form. In souveräner Mehrstimmigkeit und glänzend akzentuiert interpretierte der Chor, unterstützt vom kleinen Chor
aus Kiew, das schwierige Chorwerk , „Sweet and low" von Gustav Holst. Hinsichtlich Klangschönheit und dynamischer Differenzierung überzeugte der Chor auch ohne die Sängerinnen aus Kiew bei den
Chorsätzen „Osanna" von Hendrick Coldung-Iorgensen, „Mondnacht" von Alexis Hollaender und „La Carita" von Gioachino Rossini. Dazu kommt natürlich auch, dass Karls Grundanliegen eine möglichst
Iebendige, durchaus gefühlsbetonte Interpretation ist. Nicht der Intellekt, sondern das Herz soll angesprochen werden.
Unter der Leitung von Galyna Gorbatenko beeindruckte auch der Frauenchor der Glier-Musikhochschule Kiew. Dieses Vokalensemble ist ein einzigartiger homogener Klangkörper. Das Repertoire dieser
ukrainischen Sängerinnen ist wirklich beachtlich, und neben ihrer musikalischen Potenz ist auch die gute sprachliche Schulung nicht zu überhören. Das wurde schon gleich deutlich bei den
Chorsätzen „Stikhira for Saint Feodosiy" von Viktor Stepurko, „A Prayer to the Holy Trinity" von Mikhail Shukh und „The Kind Lord" von Viktoriya Polevaya mit feinem Sopran-Solo von Anastasia
Pogrebna.
Fantastisch, wie der Chor sich bei diesem Stück zu machtvollem Forte steigerte und dann wieder auf zartestes Piano umschaltete. Die Dirigentin hatte dabei ihre Sängerinnen fest im Griff. Facetten
seines Könnens zeigte der Chor auch bei den Chorsätzen „To Adel" („Ädeli") von Sergey Taneyev, „Bez pory da bez vremeny" von Peter Tchaykovsy (hier dirigierte Assistentin Yuliia Shalkevych) und
bei “Glory to the Father, Son and Holy Spirit" von Irna Alesksiychuk. Herrliche Interpretationen mit Tönen, die wirkten als wären sie wie aus der Tiefe ans Licht getragen.
Nach der Pause präsentierte sich der Oberflockenbacher Frauenchor wiederum als ein energisch singendes Ensemble, mit festem frischem Klang und erzielte bei den Chorsätzen „Do not stand at my
grave and weep" von Rudi Tas und mit der Uraufführung „Kennst Du" von Reijo Kekkonen nach Text von Wilhelm von Eichendorff eine hinreißende Wirkung.
Eine Augenweide war der ukainische Chor in traditioneller Tracht, die er gegen die Goldgewänder eingetauscht hatte. Toll, wie der Chor mit überschäumender Sangesfreude und Spontanität Folklore
darbot. Im schönsten Licht strahlten dabei die Solistinnen Kateryna Zharalova, Anastasia Pogrebna, Karyna Botez, Margna Sisko, Dayna Aksamit.
Leicht über die Lippen gingen dem Oberflockenbacher Chor auch die volkstümlichen Melodien „My Soul's Been Anchored", „Da unten im Tal" von Johannes Brahms und „The Road Home" von Stephen Paulus.
Gelungener Abschluss war das von beiden Chören gesungene „Sviete Tihy" von Pavel Chesnokov. Klaus Dennenmoser bedankte sich zum Schluss bei allen Akteuren, insbesondere beim Dirigenten Karl, dem
es gelungen war, den Chor aus Kiew zu engagieren. G.J. (Weinheimer Nachrichten vom 05.11.2012)